Allerheiligen auf dem Friedhof Rotenhain
In jedem Jahr spendet ein Hauptamtlicher, seit 2016 Pastoralreferent Gunnar Bach, der Erstansprechpartner am Kirchort Rotenhain, auf den Friedhöfen in unseren Gemeinden den Lebenden und Verstorbenen den Segen. In Rotenhain beginnt die vorhergehende Andacht in unserer Kirche St. Martin und endet nach einer kurzen Prozession unter reger Beteiligung der Menschen aus den Gemeinden des Kirchspiels auf dem Friedhof.
Zu diesem Anlass werden die Gräber besonders fein hergerichtet. Den Menschen in unseren Dörfern ist das Grab eines Verwandten wichtig als Ort des Erinnerns un der Andacht.
Höhepunkt der Veranstaltung 2017 war neben der traditionellen Gräbersegnung die Predigt von Herrn Bach, die hier in Auszügen zitiert werden soll:
"Ich weiß nicht, ob überhaupt und wann Sie das letzte Mal Ihr Leben als „selig“ beschrieben haben. Mir erging es so angesichts der geglückten Geburten unserer drei Kinder. Jesus beschreibt in seiner Bergpredigt keine Welt ohne Leid und ohne Tod, aber durch die Seligpreisungen verheißt er eine „heile“, eine „heilige“ Welt. Das kommende Reich Gottes, den Himmel.
Und es gab und gibt Menschen unter uns, die uns dieses Heil, diese heilige Welt durchscheinen lassen in die Dunkelheit des Leids. Das sind die Heiligen. Das sind nicht nur die kanonisierten, für die ganze Kirche offiziell anerkannten, auch keine enthobenen, auf den Sockel gestellten, unerreichbaren Vorbilder. Sondern zunächst einmal Menschen. Menschen, die Vorbild sind und sein können durch ihren starken Glauben. Vielleicht wird es deutlicher durch einen anderen Begriff, dem der „Engel“, mit dem viele heute mehr anfangen können. Engel sind keine verkitschten, kommerzialisierten Flügelwesen aus dem Reich der Sagen und Fabeln, sondern ebenfalls Menschen. Wörtlich Boten. Keine Post- oder Paketboten, sondern Boten Gottes. Ich spüre, dass Sie für mich sorgen, mich beschützen und mir guttun. Für viele sind das ihre Eltern und Großeltern, Familienmitglieder, Menschen, die mein Leben positiv geprägt haben. Viele drücken das dann auch religiös aus: „Du bist ein Engel für mich. Danke dir!“ Engel und Heilige, das sind Menschen, die im Himmel und auf der Erde ganz nah mit Gott verbunden sind, sozusagen einen guten Draht nach oben haben, die Jüngeren würden sagen die haben eine Flatrate zum Himmel, und das ganz gratis.
Wer ist ihr Lieblingsengel, ihr Lieblingsheiliger? Wer oder was erinnert an diesen Menschen? Wenn er oder sie gestorben ist, kann es das Grab hier auf dem Friedhof sein, oder ein Wallfahrtsort, wenn Sie ihn nicht persönlich gekannt haben, ein Bild, ein Buch oder ein Film. Das alles können Reliquien sein, Gegenstände, die uns erinnern helfen. Reliquien dürfen gesegnet werden, wie heute die Gräber, damit deutlich wird: alles Vergängliche, als heilsam Erfahrenes, was von Gott geschaffen ist, oder durch das menschliche Zutun heilsam, heilig ist, kommt letztlich ursprünglich von Gott, ist ein Geschenk Gottes. Gnade. Das ist gut, sagt Gott. Da steckt Heil und Segen drin. Und die Aufgabe von uns als Christen ist es, dieses Gute, dieses Licht in das Dunkle in uns und in der Welt durchscheinen zu lassen, ja sogar selbst in Gemeinschaft mit der Kirche, dem Volk Gottes, Licht für die Welt und Salz für die Erde zu sein. So kann durch Jesus Christus, unseren Heilland, auch unsere Welt zu einem Heil-Land werden. Denken Sie sich das Wort einmal mit Bindestrich!. Denn alle, die sich mit Jesus Christus verbinden, dürfen nach dem Heiligen Paulus „Heilige“ genannt werden, durch Gottes Gnade, nicht durch eigenen Verdienst oder Leistung. Amen."
Vielen Dank an Herrn Pastoralreferent Bach für diese Worte.